WWF - Biotopschutz

#HerzderNatur

Gut zu wissen

Was ist ein Biotop von nationaler Bedeutung?

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Der Schutz der heimischen Artenvielfalt ist in der Verfassung verankert. Für die folgenden fünf Lebensräume sind nationale Biotopinventare in Kraft: Flach- und Hochmoore, Auengebiete, Amphibienlaichgebiete sowie Trockenwiesen. Die gesetzliche Grundlage ist Art. 18a NHG. Diese stehen unter strengem Schutz. Die Gebiete überlagern sich teilweise räumlich. Zusammen machen sie 2.17 Prozent der Schweizer Landesfläche aus.

Wieso sind die Biotope von nationaler Bedeutung wichtig?

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Die Biotope von nationaler Bedeutung sind das Herz der Biodiversität in der Schweiz. Sie tragen enorm viel zur Vielfalt der Landschaften, Lebensräume und Arten der Schweiz bei. Sie sind in ihrer Artenzusammensetzung einzigartig. Ihr Verlust wäre also unersetzlich. Diese allerwichtigsten Schutzgebiete machen lediglich 2.17% der Landesfläche aus, sind aber Rückzugsgebiet von mehr als 1000 bedrohten Arten.

Die Biotope von nationaler Bedeutung sind daher gerade auch aufgrund der Klimakrise sehr wichtig. Sie sind nicht nur das Herz der Artenvielfalt, sondern auch unser Naturerbe. Sie prägen unsere Landschaften und sind zentral für die Schweizer Identität sowie die Grundpfeiler für das wirtschaftliche Überleben der Regionen (z.B. Tourismus).

So zentral sind z.B. Auen für die Biodiversität: 84 Prozent aller Schweizer Tier- und Pflanzenarten kommen in Auengebieten vor, 10 Prozent der Arten sind ultimativ auf Auen angewiesen. Doch 90 Prozent der Schweizer Auen sind seit 1850 verschwunden. Nur ein Teil der verbleibenden Auen sind als Biotope von nationaler Bedeutung im Aueninventar erfasst.

Wie steht das Bündnis für den Biotopschutz zur geplanten Schwächung des Schutzes für Gletschervorfelder und alpine Schwemmebenen?

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Aus wissenschaftlicher Sicht ist die Relativierung dieses Schutzes unnötig und bedauerlich, denn viele dieser Pionierstandorte sind sehr selten und somit für den Erhalt der Biodiversität der Alpen zentral. Für eine sichere Winterstromversorgung ist es nicht notwendig, diese Gebiete zu nutzen.

Wie geht es der Biodiversität in der Schweiz allgemein?

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Die Gesamtanalyse des Bundes zeigt mit wenigen Ausnahmen starke Verluste an Biodiversität zwischen 1900 und 1990. Viele Arten, die einst häufig waren, haben drastische Arealverluste und sinkende Populationsgrössen hinnehmen müssen. So manche einheimische Art kommt nur noch in einzelnen dezimierten Beständen oder gar nur noch mit wenigen Individuen vor. Viele Lebensraumtypen haben stark an Fläche verloren.

Die Biodiversität in der Schweiz ist in einem besorgniserregenden Zustand. Die Qualität und Flächen von wertvollen Lebensräumen nehmen laufend ab, meist sind nur noch isolierte Restflächen übrig. Viele Lebensräume gleichen sich immer mehr an (z.B. Wiesen). Heute sind nicht nur knapp die Hälfte der Lebensraumtypen in der Schweiz, sondern auch die Hälfte aller beurteilten einheimischen Arten bedroht oder potenziell gefährdet. Hauptgründe für den Biodiversitätsverlust sind die Zersiedelung, die intensive Nutzung von Böden und Gewässern, die Ausbreitung invasiver gebietsfremder Arten sowie die hohen Pestizid- und Stickstoffeinträge aus der Landwirtschaft.

Wie schlimm ist das Insektensterben in der Schweiz?

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Das Insektensterben ist dramatisch. Gross angelegte internationale Studien haben gezeigt, dass in den letzten 10 Jahren ein Drittel der Insekten verschwunden ist. Den stärksten Rückgang stellten die Forschenden dabei in stark landwirtschaftlich genutzter Umgebung fest.

Insekten sind - wie jede Art - in das Lebensnetz der Natur eingebunden und deshalb essentiell. Jede Art, die von unserer Erde verschwindet, ist ein unersetzlicher Verlust. Insekten spielen sowohl bei der Bestäubung vieler Pflanzen, inklusive Kulturpflanzen, als auch für die Bodenfunktionen eine entscheidende Rolle. Sie sind also nicht nur für die Ökosysteme systemrelevant, sondern auch für die landwirtschaftliche Produktion.

Wie schlimm ist das Vogelsterben in der Schweiz?

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Insgesamt haben die Vögel des Kulturlandes die grössten Bestandseinbussen erlitten. 1990 wurde ein Monitoring der Brutvogelbestände eingeführt, weil viele Arten zwischen 1970 und 1990 stark abgenommen hatten. Seither sind die Bestände der spezialisierten Brutvögel der Landwirtschaftszone (UZL-Zielarten) sogar noch weiter zurückgegangen. Unglaublich: gleich fünf Vogelarten des Kulturlandes sind seit 1990 in der Schweiz ausgestorben! Z.B. 2019 das Rebhuhn. Gleichzeitig nehmen die Bestände zahlreicher Waldarten zu. Im direkten Vergleich finden sich in der Schweizer Landwirtschaftszone weniger Vogelarten als im grenznahen Ausland. 40 Prozent der Brutvögel sind im Ackerbaugebiet gefährdet.

Welchen Einfluss hat Weltnaturabkommen (Montréal-Abkommen) auf die Schweiz?

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Dem Abkommen zufolge sollen 30 Prozent der Meer-, Süsswasser- und Landökosysteme bis 2030 für die Biodiversität geschützt werden. Im Weltnaturabkommen werden die Süsswasser-Ökosysteme explizit neben dem Meer und den Ökosystemen an Land genannt.

Die Schweiz steht also in der Verantwortung, ihre letzten verbliebenen Auen und Moore strenger und langfristig zu schützen, d.h. die Biotope von nationaler Bedeutung. Diese sind besonders reich an Arten. Beispiel Auen: 80 Prozent der Schweizer Tier- und Pflanzenarten kommen hier vor, 10 Prozent sind ultimativ darauf angewiesen. Gleichzeitig sind 90 Prozent der Fläche der Auenwälder verloren gegangen. Die Biotope von nationaler Bedeutung sind das «Heiligste vom Heiligen für die Biodiversität» (Zitat: Markus Fischer, Pflanzenökologe Universität Bern).

Mit der Streichung des Biotopschutzes bricht der Ständerat also direkt mit dem Weltnaturabkommen. Statt 30 Prozent der Fläche für die Förderung der Biodiversität vorzusehen, stellt er SOGAR den Schutz der 2 wertvollsten Prozent infrage!

In der Frühlingsession hat sich der Nationalrat im Grundsatz für den Erhalt der Biotope von nationaler Bedeutung ausgesprochen. Wieso läuft diese Kampagne weiter?

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Der Biotopschutz ist noch nicht gesichert. Voraussichtlich in der Sommersession wird die Vorlage erneut im Ständerat diskutiert. Die Entscheidung im Nationalrat war sehr knapp. Der Nationalrat hat sich zudem dafür ausgesprochen, Gletschervorfelder und alpine Schwemmebenen, welche ab 2023 inventarisiert werden, von den Schutzbestimmungen auszunehmen. Ebenfalls diskutiert und äusserst knapp verworfen wurde ein Zusatz, welcher es erlaubt hätte, den Biotopen von nationaler Bedeutung einen Grossteil des Wassers zu entziehen. Wir setzen uns dafür ein, dass der Biotopschutz weder aufgehoben noch ausgehöhlt wird. Denn die Biotope sind das Herz der Schweizer Natur. Entzieht man ihm das Wasser, hat das verheerende Auswirkungen auf Flora & Fauna.

Was bezweckt diese Kampagne?

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Die Biotope von nationaler Bedeutung sind das Herz der Natur in der Schweiz. Diese allerwichtigsten Schutzgebiete machen lediglich 2.17 Prozent der Landesfläche aus, sind aber Rückzugsgebiet von mehr als 1000 bedrohten Arten. Im September 2022 hat der Ständerat den besonderen Schutz dieser Gebiete ersatzlos gestrichen. Zwar hat der Nationalrat den Entscheid im März 2023 knapp korrigiert, doch der Erhalt der Biotope ist damit noch nicht gesichert und droht weiter ausgehöhlt zu werden. Die Kampagne will den bestehenden Biotopschutz ungeschmälert erhalten.

Wer steht hinter dieser Kampagne?

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Diese Kampagne wird von Schweizer-Alpenclub SAC, Pro Natura, BirdLife, Protect Our Winters, Greenpeace, dem Schweizerischen Fischereiverband sowie WWF Schweiz getragen. Unterstützt wird sie von weiteren Verbänden sowie von Vertreterinnen und Vertretern aus der breiten Zivilgesellschaft – von Hüttenwartinnen und Bergführern, engagierten Forscherinnen bis zu besorgten Bürgerinnen und Bürger.

Warum stellt die Kampagne die Gebiete Greina, Val Roseg, Maderanertal und Val Zinal in den Fokus?

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Erstens sind diese Biotope von nationaler Bedeutung einer breiten Ă–ffentlichkeit bekannt und wichtig fĂĽr die sanfte touristische Nutzung. Zweitens waren oder sind in diesen Gebieten Energieprojekte angedacht. Die Gefahr einer Verbauung ist daher konkret und real. Es sind Gebiete, die wir lieben und fĂĽr die wir uns mit aller Kraft einsetzen.